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Eine Übersicht der Standards und Initiativen

 

Die nachfolgende Tabelle zeigt einen Überblick über die in der Textil- und Bekleidungsindustrie und im Textil Service in Betracht kommenden Zertifikate, Standards, Label und Initiativen und ihre geforderten Vergabekriterien. Ein (+) dafür dass die Einhaltung dieses Kriteriums von der Vergabestelle gefordert wird. Ein (-) bedeutet, dass dieses Kriterium nicht von der Vergabestelle gefordert wird. Bei der Bezeichnung „teilweise“ wird das Kriterium nur in manchen Punkten oder eingeschränkt von der Vergabestelle gefordert. Bei der Bezeichnung „k.A.“ konnte zu dem Kriterium keine genauen Angaben der Vergabestellen gefunden werden. Beispielweise sind für die neue Zertifizierung „STeP“ noch keine formulierten Vergabekriterien einsehbar, weswegen hier auch keine konkreten Angaben dazu gemacht wurden. Zu beachten ist, dass die Übersicht lediglich zeigt, welche Vergabekriterien die einzelnen Standards oder Initiativen beinhalten. Dabei wird die Strenge oder die Konsequenz der Überprüfung nicht bewertet. Dies ist allerdings ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung der einzelnen Standards und sollte unbedingt berücksichtigt werden. Deshalb wurden zur Einschätzung der Standards in den Erläuterungen die Meinung von Experten der genannten Organisationen aufgenommen.

Eine genaue Beurteilung der Standards und Initiativen sowie der Vergleich untereinander ist schwierig. Nicht immer liegen alle für die Beurteilung notwendigen Daten vor. Grund dafür ist, dass bei manchen Standards die Vergabekriterien nicht oder nur teilweise öffentlich zugänglich sind. Der Vergleich von Grenzwerten wird zusätzlich erschwert da die Maßeinheiten nicht einheitlich angegeben sind. Deshalb werden für die Beurteilung auch konkrete Einschätzungen von unabhängigen Organisationen berücksichtigt.

 

Die Quellen der Organisationen basieren zum Großteil auf öffentlich zugänglichen Informationen, Rückmeldungen der Textilvereinigungen und Siegelinitiativen sowie dem Input und der Einschätzung von Experten im Themenfeld. Eine der Hauptorganisationen die zur Einschätzung der Standards und Initiativen genutzt wurde, war die Kampagne für Saubere Kleidung. Die Kampagne für Saubere Kleidung (auch Clean-Clothes-Kampagne oder Clean Clothes Campaign, CCC) ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich für Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter und eine Verbesserung von Arbeitsbedingungen in der internationalen Textil- und Bekleidungsindustrie einsetzt. Eine ihrer Trägerorganisationen ist die Christliche Initiative Romero deren Schwerpunkt ihrer Arbeit die Unterstützung von Basisbewegungen und Organisationen in Mittelamerika und die Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland ist. Leider wurden Interviewanfragen von der Kampagne für saubere Kleidung Deutschland nicht beantwortet, weswegen sich die Aussagen zu den Labels ausschließlich auf Veröffentlichungen der Organisation stützen. Ein Vergleich der einzelnen Initiativen und Standards unter Einschätzungen der Organisationen wird in der Tabelle vorgenommen.

 

Durch die Untersuchung der Standards hat sich gezeigt, dass die Vergabekriterien und die Art wie diese kontrolliert werden äußerst unterschiedlich sind. So beruhen die Sozialstandards von Labels wie z.B. dem Blauen Engel auf einer Selbstverpflichtung des Label- Inhabers. Das bedeutet, das keine unabhängigen Kontrollen der Hersteller stattfinden. Diese Selbstverpflichtung ist jedoch nicht ausreichend um soziale Standards in den Zulieferbetrieben zu gewährleisten. Außerdem wird bei dem Label kein Existenzlohn gefordert. Im Gegensatz dazu weist das Label „IVN Naturtextil Best“ einen sehr hohen ökologischen und sozialen Standard auf, indem existenzsichernde Löhne für die Arbeiter gefordert werden und die Kriterien durch unabhängige Audits überprüft werden. Zu anderen Labels wie z. B. „Bluesign“, die auch für die Herstellung von synthetischen Fasern Umweltstandards definieren, gibt es momentan auch keinen vergleichbaren Standard, auch wenn der Bluesign-Standard keine unabhängigen Multi-Stakeholder-Kontrollen durchführt.“ Die neue Zertifizierung „STeP“ wurde zwar gerade erst eingeführt, ist jedoch nach Meinung des Portals für Qualitätsmanagement QZ-Online ein vielversprechender Standard: „Durch die spezifisch an der Situation in der Textilbranche ausgerichteten Anforderungen bietet „STeP“ derzeit den umfassendsten und verlässlichsten unabhängigen Nachweis für nachhaltige Bedingungen in der Textilproduktion.“

 

Auch bei den Initiativen zeigen sich deutliche Unterschiede. Für die Bekleidungsindustrie weist momentan die FWF die höchsten sozialen Standards in der Konfektionierung auf und gilt hier als Best Practice Beispiel Nummer 1 im Bereich Soziales. Die FWF arbeitet eng mit lokalen Audit-Teams zusammen. Ein Vorteil davon ist, dass die lokalen Audit-Teams die Landessprache fließend sprechen und somit authentische Interviews mit den Arbeitern durchführen können. Hervorzuheben bei der FWF ist die enge Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen bei der Verifizierung sowie die Überprüfung der Einkaufspraktiken der Unternehmen durch den Brand Performance Check. Durch die Veröffentlichung umfangreicher Daten wird Transparenz angestrebt. Im Gegensatz dazu liegt die Verantwortung für die Einhaltung der Standards bei der Zertifizierung nach SA 8000 bei den Fabrikbesitzern und Zulieferern, die Verantwortung der Markenfirmen kommt zu kurz. Außerdem sind bei der Umsetzung der SA 8000-Standards in den Fabriken sind NGO und lokale Stakeholder unzureichend beteiligt.“ Ähnlich lautet auch die Kritik an der BSCI: „Die BSCI veröffentlicht zusammengefasste Auditergebnisse, die allerdings „keine Rückschlüsse auf Mängel bei einzelnen Mitgliedsorganisationen oder Zulieferbetrieben zulassen“.Die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) kritisiert z. B. im Zusammenhang mit den Zuständen bei den Zulieferbetrieben von Lidl die Arbeit der BSCI. Ihr Schwerpunkt liege auf Auditierung, einem schwachen Monitoring mit vielen Mängeln, es fehle eine unabhängige Verifizierung und Transparenz. Zur WRAP- Initiative meint die Kampagne „Aktiv gegen Kinderarbeit“:„Die von WRAP geforderten ökologischen Standards gehen über lokale gesetzliche Vorschriften nicht hinaus. Auch die fehlende Forderung nach einem existenzsichernden Lohn ist problematisch, da die niedrigen offiziellen Mindestlöhne in den Produktionsländern kaum dazu geeignet sind, die Grundbedürfnisse von den Arbeitern zu decken. Die fehlende Einbindung von Gewerkschaften und NGOs führt zu einer mangelnden Glaubwürdigkeit der Initiative.“

 

Unternehmensinitiativen haben oft den Nachteil, dass externe, unabhängige Sichtweisen nicht oder nur unzureichend berücksichtigt werden. Folglich wird bei der Festlegung von Regeln oder Kontrollmechanismen den Interessen von Unternehmen große Bedeutung beigemessen. Solche Initiativen werden deshalb oft mit „Green Washing” in Verbindung gebracht (BSCI).“ Eine häufige Kritik am UN Global Compact ist, dass die beteiligten Unternehmen mit dem Global Compact keine Verpflichtung eingehen, sondern ihn als Werbeinstrument missbrauchen. Sie würden vom seriösen Ruf der UNO profitieren, ohne tatsächlich soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten.

 

Autor: Susanne Felten für Larosé, 2013

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